Die großen Äste der Bäume bewegten sich beunruhigend, während die Zweige hektisch hin und her geworfen wurden, als wären sie Arme von Menschen, die viel zu schnell Achterbahn fahren würden. Von der Treppe aus beobachtet eine Gruppe Menschen skeptisch den unruhigen Herbst, der sich gegen die kommende Polarluft des nahenden Winters zu wehren schien. Rasch war klar, dass die Gefahr für die Besucher unter den Bäumen zu groß war. Als wenig später sogar erste Tropfen fielen, konnte man es nicht mehr leugnen: Der Weihnachtsmarkt an der Freien Gesamtschule Lützen konnte nicht so stattfinden, wie er eigentlich geplant war.
Nach kurzer Beratung stand fest: Die Stände würden im Speisesaal aufgebaut werden und nach einem Austausch erster Ideen entstand ein Konzept, wie es gelingen könnte, alle Stände ins Trockene zu retten. Hilfsbereite Hände griffen zu, sodass der Raum später für die Besucher kaum wiederzuerkennen war. Im Schulkiosk verkaufte die 13. Klasse Kinderpunsch und Glühwein, während draußen die 10. Klasse den Elementen strotzte und Bratwürste sowie Steak zubereite. So konnten die Besucher mit etwas Warmen in der Hand an den Ständen vorbeigehen und die Ergebnisse des Basteleifers unterschiedlicher Klasse betrachten oder sogar erwerben, wenn es besonders gefiel.
So manches Gesicht schaute zufrieden auf die erstandenen kleinen Schätze, die beispielsweise aus echten Bienenwachskerzen, handgemachter Seife oder Adventsbestecken bestehen konnten.
Doch es wurde auch Kultur geboten, als die Schulband auftrat oder Lesungen weihnachtlicher Texte stattfanden. Auch wenn man spitze Ohren benötigte, um bei dem Stimmgewirr der Besucher dem Programm folgen zu können. Eine besonders angenehme Überraschung war, dass ehemalige Schülerinnen und Schüler sich dazu verleiten ließen, ihrer alten Schule einen Besuch abzustatten und ihren Lehrern von dem neuen Leben zu erzählen, was nun nach dem Ende der Schulzeit für sie anstand. Somit ist aus dem anfänglichen Chaos etwas entstanden, was die Gelegenheit für angeregte Unterhaltung und trotz des ungnädigen Wetters ein wenig Gemütlichkeit bot.
Autor: Tim Reinke